Veteranentreffen Münsteraner Radsportler

Impressionen

Sonntag, 14. März 2010

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Foto: Karl Franke
Andreas Perk (links) und Alexander Dahlhaus (unten links), Vorstände des Vereins LEEZENKULTUR e.V., freuen sich über den regen Zuspruch zu ihrer Idee, ehemalige Aktive der Fahrradhauptstadt Münster zu einem Veteranentreffen zu versammeln.

Pressestimmen:

Online-Artikel der Westfälischen Nachrichten vom 15. März 2010 (hier klicken)

Leezenkultur: Die alte Garde steigt auf

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Die Gaststätte „Zur Sportbahn“ ist ein historischer Ort des Bahnradsports in Münster, stand sie doch schon einst in der Kurve der alten, ersten Betonradrennbahn in Münster, die 1937 abgerissen wurde.
Folgerichtig der geeignete historische Ort, um das diesjährige Veteranentreffen abzuhalten.

Münster – Wer die Kneipe nicht kennt, übersieht sie glatt. Sie heißt „Zur Sportbahn“, und nichts in diesem ruhigen Wohnviertel zwischen Schifffahrter Damm und Kanal lässt heute noch erkennen, woher sie ihren Namen hat: Von einer 1898 errichteten großen Radrennbahn gleich hinterm Haus, früher ein Zentrum des münsterischen Radsports. Die Bahn ist schon in den 30ern abgerissen worden, doch die etwa gleichaltrige Gaststätte existiert noch. Sie erlebte am Sonntagmittag ein denkwürdiges Veteranentreffen: Rund 35 ehemalige münsterische Radsportler, viele von ihnen Profis, kamen authentisch bei Bier und Schnittchen zusammen. Die meisten hatten sich seit Jahren, seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.

Der Verein „Leezenkultur“ hat die alte Garde reaktiviert; keine Kleinigkeit für die Fahrrad-begeisterten Grünschnäbel, die zum größten Teil kaum 50 sind. Aber die haben immerhin Alfons Lackenbrink als aktives Vereinsmitglied. Der 84-Jährige stand schon in den 30er Jahren als Zuschauer an der alten Sportbahn, deren Abriss er miterlebt hat. Der kannte noch die Heroen aus alter Zeit, frühere Sportsfreunde wie Franz Veltmann, Bernd Rasing, Wilhelm Bulk oder Jürgen Vogt. Die beiden letzteren gehörten vor über 40 Jahren zum erweiterten Kader der Olympiamannschaft – seitdem hatten sie sich aus den Augen verloren.

Keiner brauchte auch nur eine Minute zum Warmwerden: „Weißt du noch, damals?“ Schon beim Anblick der alten Räder in der Gaststube ging den meisten das Herz auf. Zum Beispiel bei einem Dürkopp-Rad, der „Bahnmaschine“ von Josef Hartwig, eine Legende aus den frühen 50ern. Alfons Lackenbrink berichtet, wie am Rande eines Rennens ein Reifenhersteller an so einem Rad demonstrieren wollte, wie viel Druck die 150 Gramm schweren Reifen aushalten. „Normalerweise 10 oder 11 Atü. Dann haben sie gepumpt, und wir sahen den Zeiger nach rechts wandern.“ Bei 24 Atü hat´s geknallt.

Die meisten der Eingeladenen – fast alle über 70, etliche über 80 Jahre alt – waren früher „Bahnfahrer“. Ihre große Zeit waren die Sechstagerennen in der Halle Münsterland, die in den 80er Jahren eingestellt wurden. Nicht wenige erinnern sich noch an die von Obstbäumen umstandene alte Sportbahn an der Emsstraße, die vor jedem Herbstrennen von Blättern und Fallobst gereinigt werden musste und die im Winter, mit Wasser aufgefüllt, sogar als Eisbahn diente.

Klingt idyllisch, war aber gar nicht harmlos: „Die Steh-Rennen waren sogar sehr gefährlich“, sagt Alfons Lackenbrink, und erinnert an den tödlichen Sturz des Mecklenbeckers Hermann Gudorf in den 20er Jahren auf der Sportbahn. Zu den auf den Tischen ausgebreiteten Utensilien – Lampen, Tretlagern, Schaltungen, Taschen – gehört auch ein alter Sturzhelm aus Leder. Kaum dicker als eine Mütze.

Treffen wie dieses sollen künftig regelmäßig stattfinden. „Wer heute hier gewesen ist“, sagt Alfons Lackenbrink begeistert, „der kommt wieder.“

Quelle: Westfälische Nachrichten vom 15.03.2010

ARTIKEL VON LUKAS SPECKMANN, MÜNSTER